Montag, 7. Juli 2014

Sängerfest

Wie kann man dieses Ereignis umschreiben? Eigentlich kann man es gar nicht in Worte fassen! Das Sängerfest ist eine wichtige Veranstaltung in Estland seit Mitte des 19. Jh. Seine bis heute bestehende Bedeutung als kulturelle Stütze und Erinnerung an die Nation Estland und seine abwechslungsreiche Geschichte erhielt es zu dieser Zeit, dem "nationalen Erwachen". Die Esten, immer wieder unter fremder Herrschaft und selten im Besitz ihres eigenen Landes, wandten sich zu dieser Zeit, so wie auch andere Völker im 19. Jh. ihrer Sprache und ihren Legenden zu und stärkten so ihr Verlangen nach einem estnischen Nationalstaat. SängerInnen und DichterInnen, komponierten und schrieben nun in estnischer Sprache. Man traf sich um alte Volkslieder und -tänze gemeinsam aufzuführen und damit war das Sängerfest geboren. Die Tradition hielt sich das folgende Jahrhundert und während der sowjetischen Okkupation, wurden heimliche Sängerfeste abgehalten um der Forderung nach Estlands Unabhängigkeit Nachdruck zu verleihen. Daher hat das Sängerfest in Estland eine ähnliche Bedeutung wie die Friedliche Revolution in Deutschland.Für mehr Infos zur Geschichte: Laulupidu

Da das Fest nur alle 5 Jahre stattfindet ist es dementsprechend gut besucht. Wirklich viele, viele, viele Sänger, Tänzer und Zuschauer versammeln sich. Am Samstag gab es eine Prozession durch die Stadt bis zum Singegrund an der alle teilnehmenden Chöre, Orchester und Tanzgruppen teilnehmen. Die Prozession dauerte fünf Stunden und ich war die ganze Zeit dabei! :D Danach betritt man den Singegrund und das Konzert beginnt. Ein tolles Gefühl zwischen all den Menschen zu sitzen und die bestimmt 33025 Sänger zu hören. Es waren ungefähr 153 000 Besucher da und dazu kamen dann natürlich noch die 10 082 Tänzer.

Interessant waren besonders die vielen Trachten und Kostüme und auch die Essen- und Merchandisestände erweckten Aufmerksamkeit. Bei sovielen Menschen fand ich auch die Sauberkeit der Toiletten wirklich beeindruckend in Ordnung. ;)
Ach ja, der Präsident hat natürlich auch noch eine cooles Selfie  gepostet. So gehört sich das für den Präsidenten von E-stonia. ;)














































Dienstag, 1. Juli 2014

Patarei

Das Partarei ist ein "urban exploring" Museeum in Tallin. Das große Gebäude am Meer driekt zwischen Linnahall und Flugzeugträgerhafen, war 1840-1867 eine Festung bevor es sich in der Zeit von 1920 bis 2002 als Gefängnis in die urbane Erinnerung prägte. Nun ist es frei zugänglich und wird als künstlerischer Raum mit Ateliers, Baustoffladen, Cafe und Museeum genutzt.

Ein bisschen gruselig und mulmig wird einem aber trotz der neuen Bedeutung, wenn man bedenkt, dass die Festung in ihrer Zeit als Gefängnis neben zivilen auch militärische Gefangene einschloss und bis 1991 in einem kleinen, zu besichtigendem Kellerraum Hinrichtungen statt fanden. Auch der Fakt, dass alles einfach verlassen wurde und man daher Zellen und den Krankentrakt in beinahe original Einrichtung besichtigen kann macht den Besuch des Patarei zu einem Erlebnis, das einen nachdenklich und interessiert an der Geschichte macht.

Kleine Anekdote: Meine Ma und ich besuchten das Patarei an einem eher grauen und dunklen Tag, was die trostlose Atmosphäre des ehemaligen Gefängnisses  nur steigerte. Als wir die Festung verließen stand gerade ein anderer Tourist bei der Frau am Einlass und ließ sich Bilder zeigen und erklären. Als er uns sah, fragte er "Is it very creepy? Is it  very dark?" Der junge Mann hat sich wirklich fürchterlich gegruselt und wusste nicht ob er allein hineingehen sollte. Das war so süß und jetzt mache ich mir immer noch Gedanken ob er den Besuch, zu dem er sich dann doch noch entschied, auch gut überstanden hat. :)